Woher hat sie das nur?
Die kleine M. (2,3 Jahre) lernt immerzu. Von mir, meiner Frau, ihrem Opa, einfach allen und allem. Nicht immer so wie beabsichtigt. Da lernen die Lehrenden mit.
Den Begriff „Schofsekl“ beispielsweise hat sie unlängst vom Gönkel (Göte und Onkel in Personalunion) übernommen. Der wollte das Wort spezifisch für einen seiner Freunde verwendet wissen. Jedoch hat ihm M. einen Strich durch diese Rechnung gemacht: Sie nutzt das Wort wann und wie sie will. Zuletzt als meine Frau und ich mit ihr im Restaurant saßen – lauthals und unverkennbar auf unsere Tischnachbarin bezogen: „Schofsekel!“
Die Tischnachbarin nahm’s mit Humor. Wohl auch, weil sie selbst verbal entgleisende Kinder hatte, wie sie uns mit wissendem Lächeln erklärte. Ein Schelm, wer der kleinen M. gezielte Provokation vorwerfen würde. Noch können wir’s ihr nicht nachweisen.
Indes lernt sie rasant weiter. Sie trennt den Müll. Sie bedient das iPad wie ein Profi. Sie liest Zahlen, singt Lieder, zitiert Bücher auswendig, kennt die Farben (alles freilich nur, wenn sie will).
Und: Sie trickst uns aus. So sagt die kleine M., sie bringe dem Opa Schokoladenkekse. Aber der hat die Lieferung gar nicht beauftragt. Egal. Denn: Der Weg ist hier wirklich das Ziel. Heißt: Die kleine M. gönnt sich auf besagtem Weg (von der Küche zu Opa ins Wohnzimmer) zur Stärkung etwas Reiseproviant (einen Keks).
Sie fragt viel, will verstehen. Mit jedem Tag, an dem die kleine M. mehr lernt, wird mir bewusster, so lang dauert’s nicht mehr: Dann hat sie die Antworten und ich werde ihr die Fragen stellen. Antworten hat sie jetzt schon viele gute parat. Beispiel gefällig?
Kürzlich haben wir über die Familie und über Namen gesprochen.
Ich: „Wie heißt dein Papa?“
Sie: „Mathias Bertsch.“
Ich: „Wie heißt die Mama?“
Sie nennt den Vor- und Nachnamen. Richtig!
Ich: „Wie heißt der Opa?“
Auch hier sagt sie Vor- und Nachnamen. Korrekt.
Ich: „Und wie heißt der Gönkel?“
Sie lacht laut.
„Schofsekl!“
Foto: Miro Kuzmanovic
Blog-Autor
Mathias Bertsch