„Ein Kind machen, kann jeder Kerl. Aber Vater sein, können nur richtige Männer.“ Das Vatersein ist eine der großen Herausforderungen für Männer heute. In den eigenen Kindern hinterlassen sie nachhaltigere Spuren, als wenn sie sich auf den Kilimandscharo mühen. Der Familienverband hätte für Väter lustvolle Angebote parat – viele kleine Kilimandscharos!
Miteinander einen Baum fällen, fischen gehen, Fackeln basteln und durch die Nacht ziehen, mit Feuerwehrschläuchen spritzen, Indianerspielen und Bogenschießen, einmal auf dem Kirchturm übernachten. Das sind nur ein paar Beispiele aus dem Projekt „Vater sein!“ des Familienverbands. Auf den Fotos sieht man leuchtende Augen, coole Typen, neugierige Gesichter, erwartungsvolle Spannung, viel Staunen und viel Spaß. So schauen Väter-Projekte aus, die funktionieren.
Väter sitzen nicht gerne im Kreis, um über ihr Vatersein zu reden. Das sind eher weibliche Bilder auf Männer übertragen und darum funktioniert es so nicht. Etwas anderes wäre es, wenn man gerade einen Bären erlegt hätte und nun am Lagerfeuer sitzt. Da reden Männer auf einmal ganze Bände. Doch reden auf Kommando geht schon gar nicht; das kennen vermutlich die meisten Partnerinnen. Frauen reden so lange, bis sie zusammenkommen. Männer müssen erst zusammenkommen, bis sie zu reden beginnen. Und zusammen kommt man, indem man etwas miteinander tut.
Leidenschaftliche Väter
Für die meisten Kinder wird Papa gerade da interessant, wo er nicht ist wie Mama. Wo er anders redet, anders reagiert, mit dem Kind anders umgeht, andere Sachen macht. Die Ergebnisse der Forschung sind eindeutig: je verschiedener Mütter und Väter sind, umso besser ist ihr Einfluss auf die Entwicklung der Kinder, auf die Entwicklung von Intelligenz, Sozialverhalten und anderem. Darum ist es wichtig, dass Väter mit Kindern ihr eigenes Ding machen können. Männer werden leidenschaftlichere Väter, wenn sie sich dabei auch als männlich erleben. Und wenn die Kinder dann mit strahlenden Augen zurückkommen, sollten sich die Mütter darüber freuen. Sie steigen in der Achtung der Kinder, wenn sie im Vater auch das Männliche zu schätzen wissen.
In wortlosem Einverständnis
Männer reden nicht unbedingt, wenn es besonders bedeutsam wird. Manchmal werden wir eher andächtig still. Man genießt das gemeinsame Tun ohne das Bedürfnis, gleichzeitig darüber zu reden. Natürlich kann es auch Oberflächlichkeit oder Unsicherheit sein, wenn Männer nicht viel reden. Es gibt aber eine Form des männlichen Schweigens, die uns viel bedeutet. Zwischen Männern gibt es eine Art von wortlosem Einverständnis, das gerade Ausdruck besonderer Freundschaft ist, eine Art von tiefem Einverständnis, das keiner Worte bedarf und das vielleicht umso tiefer ist, je weniger es der Worte bedarf.
Ein Vater, der auf einem Erlebniswochenende mit seiner Tochter war, erzählte mir, wie er von seiner Frau ausgefragt wurde. Am peinlichsten war ihm die Frage: Und dann, habt ihr miteinander geredet? Nein, haben sie nicht! Zumindest nicht so, wie Mama es sich vorgestellt hätte.
Für die Tochter war das Wochenende trotzdem unvergesslich. Es hat ihre Beziehung zu Papa verändert und vertieft. Ohne „Reden“ ist zwischen ihnen etwas entstanden und manchmal verstehen sie sich jetzt mit einem Blick; der Mama ist es fast unheimlich.
Mütterfreier Raum
Angebote für Väter müssen anders sein. Väter brauchen zuerst einmal mütterfreien Raum mit ihren Kindern. Nur so können sie mit den Kindern ihr Eigenes entwickeln. Alles, was Väter zusammen mit ihren Kindern Sinnhaftes tun, ist gut und richtig. Auch wenn sie dabei nicht so viele Worte machen, spüren die Kinder den Papa, erleben sie ihn intensiv und beobachten ihn auch. Das ist Pflege und Intensivierung der Beziehung. Ein junger Mann hat in einem Aufsatz geschrieben: „Es war einmal ein Sohn, der hatte den bes-ten Vater der Welt. Obwohl sie es sich nie sagten, wussten sie, dass sie das beste Team der Welt waren.“ Das ist nichts anderes als eine männliche Liebesgeschichte – und die Angebote von „Vater sein!“ nichts anderes als Angebote zur Teambildung.
Bessere Väter, bessere Mitarbeiter
Natürlich gibt es Väter, die das Abenteuer Vatersein noch gar nicht wirklich entdeckt haben, Väter, denen kaum bewusst ist, wie wichtig sie für ihre Kinder sind, Väter, die gar nicht ungern in ihre Arbeit flüchten. Das tun manche Mütter übrigens auch.
Vor Jahren hingen in einem Autokonzern Plakate mit der Aufschrift: Bessere Väter sind bessere Mitarbeiter. Bei uns stellt sich eher die Frage, ob ein Mann, wenn er mit der Tochter zum Zahnarzt muss, in der Firma nicht besser vorgibt, sein Auto zum Service bringen. Dabei sind bessere Väter tatsächlich bessere Mitarbeiter: Sie sind ausgeglichener, beziehungsfähiger, die besseren Allrounder, können besser delegieren und sind gesünder. Darauf können Betriebe eigentlich nicht verzichten. Zudem werden qualifizierte Mitarbeiter immer knapper. In Zukunft wird es auch für Väter eine Frage sein, wie sehr ihnen die Firma entgegenkommt und der Arbeitsplatz väterfreundlich ist.
Beim Familienverband gäbe es verlockende Ideen dafür. Bindung zum Betrieb entsteht auch, wenn Mitarbeiter spüren, dass sie als Väter angesprochen und ernstgenommen werden.
Dieser Artikel wurde in der Zeitschrift FAMILIE (Sommerausgabe 2018, S. 12–13) des Vorarlberger Familienverbandes publiziert.
Autor
Dr. Markus Hofer
ist österreichischer Theologe und Autor. Er war 18 Jahre lang Leiter des Männerbüros der Diözese Feldkirch und Redakteur der Männerzeitung “Von man zu Mann”.