Am 19. November 2021 fand um 20:00 Uhr via Zoom ein Online-Vortrag mit dem Titel “Toxische Männlichkeit” statt. Das Webinar wurde anlässlich des Internationalen Männertags organisiert und lief unter dem Motto “Von man zu Mann”. Gemeinsam haben das Ehe- und Familienzentrum und der Vorarlberger Familienverband sich dazu entschlossen, zukünftig zwei Mal im Jahr ein Vortrag zum Thema “Mann sein bzw. Vater sein” zu veranstalten.
Für den ersten Vortrag im Rahmen der Reihe wählten die Organisatoren ein brisantes Thema aus. Gewalt an Frauen ist tief verwurzelt in unserer Gesellschaft und immer wieder wird deutlich, dass es einen Nährboden für Sexismus gibt. Hass gegen Frauen wird toleriert. Die Häufung von Gewalt der Männer gegen Frauen in Österreich kommt nicht von ungefähr. Ein toxisches Männerbild in unserer Gesellschaft ist wie ein Nährboden für Gewalt.
Referent Erich Lehner versuchte der Frage auf den Grund zu gehen, warum gerade in Österreich (als einziges Land in der EU), jährlich mehr Frauen als Männer umgebracht werden. Er verwies in seinem Vortrag auf die strukturellen Probleme in Österreich, die von der Politik seit Jahren nicht gelöst werden. Lehner erklärte, dass aus seiner Sicht, in Österreich zu wenige Männer in Karenz gehen.
Er sieht in der “Care-Arbeit” den Schlüssel für ein verändertes Männerbild. In Schweden haben beispielsweise Vater und Mutter Anspruch auf Karenz und schwedische Väter machen davon auch Gebrauch. Die bezahlte Karenz beträgt 480 Tage. In den ersten 13 Monaten gibt es ein einkommensabhängiges Elterngeld in Höhe von 80 Prozent des Letzteinkommens. Der größte Unterschied zu Österreich liegt darin, dass in Schweden gesellschaftlich breit akzeptiert ist, dass Väter in Karenz gehen und Mütter bald wieder ins Berufsleben einsteigen auch von Unternehmerseite. Letztere gewähren nicht selten einen Zuschuss zum Karenzgeld. Deshalb gehen in Schweden fast 90% der Väter in Karenz und in Österreich nur rund 20 Prozent.
In Österreich gibt es immer noch massive strukturelle Probleme. Vor allem ist die Väterkarenz weiterhin gesellschaftlich nicht akzeptiert. Es fehlt an Vorbildern. Dabei sind sowohl Unternehmen als auch die Politik gefragt. Die Politik muss Anreize für die Unternehmer schaffen, damit diese aktiv werden und versuchen die Väterkarenz im Unternehmen zu etablieren.
Erich Lehner erhofft sich, dass durch männliche “Careworker” ein neues Männlichkeitsbild entsteht. Die Männlichkeitsideale, die unsere Gesellschaft seit Jahrhunderten prägen, fördern das toxische Verhalten von Männer.
Der Vortrag wurde im Rahmen des Projekts Vater sein! durchgeführt. Das Projekt wird vom Land Vorarlberg gefördert.