So beginnt ein Gedicht von Wilhelm Busch. Aber hat der berühmte deutsche Dichter damit recht? Ist Vater sein wirklich so schwer? Und falls ja, an wem liegt es? Am Vater? Am Kind? Oder an beiden? Ich für meinen Teil sollte das schon recht bald nach der Geburt meines Sohnes herausfinden. Er war gerade einmal gute eineinhalb Jahre alt und ich mit ihm in Karenz. Und falls Sie, werter Leser, dies auch getan haben und in Väterkarenz gegangen sind, dann wissen Sie: Es gibt einen Plan. Und dann gibt es die Realität. Und diese Realität sah zumindest in meinem Fall so aus, dass sie alle meine Pläne innerhalb kürzester Zeit eingeholt und über den Haufen geworfen hatte.
Natürlich haben sich in den drei Monaten Väterkarenz mit meinem Sohn gewisse Routinen entwickelt. Aber eines habe ich übers Vater-Sein damals ganz klar gelernt: Jeder Tag ist anders und Flexibilität ist alles. Eine andere Sache, die mich beschäftigt undbegleitet, ist die Veränderung. Vielleicht ein kleines Beispiel dazu: Als Vater eines Dreijährigen war ich DAS Highlight, sobald ich die Wohnung betreten habe. Jedes Mal wurde ich empfangen, als wäre ich nicht von der Arbeit, sondern von einer mehrjährigen Weltreise nach Hause gekommen – mit Freudentanz und um den Hals werfen. 13 Jahre später bekomme ich als registrierte Randnotiz ein sicherlich lieb gemeintes: „Oh, hab gar nicht gemerkt, dass du schon daheim bist“, zur Begrüßung.
Zugegeben: Ein 16-Jähriger, der sich begrüßend um meinen Hals wirft, ist vielleicht eine etwas übertriebene Wunschvorstellung. Aber die Veränderung dieser bedingungslosen, kindlichen Freude ist etwas, an das ich mich gewöhnen musste und nach wie vor muss. Das klingt jetzt vielleicht viel härter, als es tatsächlich war und ist. Aber es fasst für mich ganz gut mein Vater-Sein zusammen. Alles ändert sich. Mein Sohn wirdälter. Ich werde älter. Seine Interessen werden andere. Seine Bedürfnisse. Seine Ansprüche an mich als Vater.
Das kann einfach sein, wenn es etwa um Umfang und Art des Frühstücks geht. Das kann aber auch schwer sein. Und zwar immer dann, wenn man akzeptieren muss, dass sie
alt genug sind, um selbst Verantwortung zu übernehmen. Etwa beim Thema Schulkarriere und der Intensität der Verfolgung dieser. Da können dann Vater-Gefühle und Pubertät ordentlich aufeinander krachen. Diese ständigen Veränderungen hatten und haben natürlich auch Auswirkungen auf mein Berufsleben. Mit einem kleinen Kind waren Wochenenddienste nicht ganz so einfach zu organisieren. Irgendwie haben wir es aber immer hinbekommen. Nur: Die Chance, etwas zu verpassen, ist dann natürlich auch größer.
In meinem Fall waren es die ersten Schritte des Juniors. Oder die Vorbereitungen auf den Weihnachtsabend: Als ich klein war, hat mein Vater mit meiner Schwester und mir immer eine Art Weihnachts-Tour gemacht. Am 24. Dezember waren wir unterwegs und daheim wurde in aller Ruhe alles vorbereitet. Das war immer besonders. Mein Sohn und ich werden das wohl nicht mehr schaffen. Anstatt bei einer gemeinsamen Weihnachts-Tour, war ich bei der Licht-ins-Dunkel-Sondersendung- Produktion. Er wird langsam erwachsen und ich moderiere weiter. Das ist etwas, was mich kränkt. Und je älter er wird, umso mehr. Denn es wird mir immer klarer, diese Chance ist vorbei. Und da sind wir bei der zweiten Sache, die mich als Vater immer begleitet hat und mich wohl auch immer beschäftigen wird: der Zwiespalt Beruf und Familie. Beides zusammen zu 100 Prozent geht nicht.
Man muss oft abwägen. Manchmal trifft man die richtige Entscheidung und manchmal die falsche. Das Dumme ist: Man weiß es meistens immer erst hinterher, ob man richtig oder falsch entschieden hat. Ich vermute schwer, das wird auch in Zukunft so bleiben. Egal, wie alt der Nachwuchs ist. Und ich glaube auch, dass einem bei diesem Abwägen niemand richtig helfen kann. Das gehört eben auch zum Vater-Sein dazu. Und damit hatte Wilhelm Busch vielleicht doch nicht so ganz unrecht mit seinem Gedicht über das Vater-Sein. Wobei ich es noch ein wenig ergänzen möchte: „Vater werden ist nicht schwer, EIN GUTER Vater sein dagegen sehr.“ Im Zweifel lohnt es sich aber immer, direkt bei seinen Kindern nachzufragen. Wenn es jemand weiß, ob man ein guter Vater ist, dann sie.
Autor
David Breznik
seit 2002 beim ORF Vorarlberg
Moderator von Vorarlberg Heute
seit 2001 Mitglied bei The Monroes;