Als Ehemann und Papa von drei kleinen Kindern hat mich das Motto dieser Ausgabe der „Familie“ auf Anhieb angesprochen. Ich dachte dabei sofort an die Kunst, Pausen in meinen Alltag zwischen Familie und Beruf einzubauen und diese so zu gestalten, dass sie die erwünschte Wirkung zeigen. Bewusst gestaltet, wirken Pausen in meinem Leben wahre Wunder!
„Die kürzeste Defiition von Religion ist Unterbrechung“, so hat es der katholische Theologe Johann Baptist Metz einmal formuliert. Unterbrechung von Leistungsdruck, vom täglichen Hamsterrad, von den unzähligen Sachzwängen, die mich täglich auf Trab halten und mir unglaubliche Wichtigkeit vorgaukeln. Was religiöse Menschen erleben, wenn sie sich unterbrechen lassen beim Besuch eines Gottesdienstes oder im persönlichen Gebet, das gilt wohl auch für jene, die nicht an einen Gott glauben: Eine Pause, eine Unterbrechung schafft die nötigen Freiräume, die wir zum Leben brauchen.
So würde wahrscheinlich die Beziehung zu meiner Frau regelrecht verhungern, wenn sie von der Arbeit mit Kindern und Haushalt keine Auszeit, keine Pause bekommen würde. Wie wichtig für uns sind doch diese Unterbrechungen vom „Mama-Sein“ und „Papa-Sein“! So sehr ich meine Rolle als Vater auch liebe und versuche, sie so gut wie möglich auszufüllen, so wichtig ist es mir, dass ich auch mal als Partner oder als Freund wahrgenommen werde. Schon ein einfacher Besuch in einem Restaurant ohne die Kinder offenbart Erstaunliches: Meine Frau und ich reden über ganz andere Themen als zuhause am Küchentisch zwischen Essensresten, Playmobil-Monstern und Legoburgen.
Wir haben Zeit und Muße, uns über tieferliegende Themen zu unterhalten, die uns als Menschen berühren. Wir tauschen uns aus, wie es uns geht, was wir für uns Neues oder Spannendes entdeckt haben, wo wir hinwollen, was uns beschäftigt oder bedrückt. Dabei hätten wir eigentlich auch daheim genügend Zeit für solche Gespräche. Seltsamerweise aber führen wir sie nicht oder nur ganz selten im Alltag. Es ist manchmal wahrhaft eine Kunst, diese Pausen in unser Leben einzubauen.
Oft sind wir gefangen in unsichtbaren Hamsterrädchen, in denen wir uns abstrampeln. Es braucht von mir und meiner Frau die bewusste Entscheidung, immer mal wieder auszusteigen aus unseren Rädchen. Es braucht von uns beiden den Willen, dass wir uns unterbrechen lassen. Wir organisieren einen Babysitter und einen Tisch in unserem Lieblingsrestaurant. Wir checken den Zugfahrplan, weil wir schließlich auch eine gute Flasche Wein trinken werden und keiner mehr ans Autofahren denken soll an diesem Abend.
Ebenso wichtig sind für mich Pausen, die ich ganz für mich selbst habe: Freunde treffen, eine Wanderung machen, eine Meditation auf der Couch, eine Chorprobe mit schönen Liedern und netten Leuten. Ich finde wieder zurück zu mir in diesen Pausen. Wesentliches kommt zum Vorschein und Unwichtiges verblasst. Die Energie kehrt zurück! Sie kennen dieses Gefühl? Und wann machen Sie die nächste Pause?

Foto: Dr. Michael Willam
Blog-Autor
Dr. Michael Willam