Ich war nicht vorbereitet auf das Vatersein. Sicher hatte ich mich informiert, viel gelesen, andere Papas befragt. Aber die Dimension dessen, was da kommt, war mir nicht bewusst. Mit [Mitte 30 bzw. Alter des Lesers einfügen] hat man ja alles Wesentliche schon gesehen, alles Erlebenswerte zumindest einmal schon erlebt und die wichtigen großen Emotionen gespürt. Was soll da noch groß überraschen?
Auftritt: M.
Mit ihr fing mein Leben neu an. Plötzlich ergießt sich ein Füllhorn aus ersten Malen über mich. Der positive Schwangerschaftstest, die Ultraschallbild-Premiere, die erste Sorgen um die Gesundheit des Babys, die Geburt, das Windel-Dilemma, etc. etc. etc. Und wenn auch viele Erfahrungen an sich nicht neu für mich waren, machte und mache ich sie nun zumindest aus einer neuen Perspektive. Erstes Wort (selbstverständlich „Papa“), erster Ausflug, erste Schritte – die kleine M. feiert Premieren am laufenden Band und ich mit ihr, erste Reihe fußfrei.
In nahezu jedem Aspekt ordnete M. meine Welt um:
Prioritäten (1. M., 2. alles andere), Freizeit (gehört ihr), Schlaf (wird weniger), Essen (darf ich teilen) oder Termine (sind flexibel). Doch die bemerkenswerteste Veränderung betrifft das Gefühlsleben: Die kleine M. hat die Fähigkeit, fast wie bei Frischverliebten, die emotionale Messlatte zu verschieben. Ab jetzt ist die Skala wieder nach oben offen.
Worte reichen nicht, um die Freude zu beschreiben, wenn das eigene Kind dich nach einem Arbeitstag lachend begrüßt, oder den mitgefühlten Schmerz beim ersten tränenreichen Stolper-Unfall der Kleinen. Alles neu, alles anders – und ich bin dankbar, dass ich das mit meiner kleinen M. erleben darf.
Was wohl alles noch kommt?
Foto: Miro Kuzmanovic
Blog-Autor
Mathias Bertsch